Daywork: Das Märchenhaus

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#lebenssituation #wegerecht #deinweg #weg #haus #maerchen #energie #emotion #lotsenwall

Das Haus einer Freundin wurde im 17. Jahrhundert gebaut und liegt im hinteren Teil eines großen Grundstücks. Vor einigen Jahren wurde der vordere, unbebaute Teil des Grundstückes verkauft und ein neues, gelbes Haus darauf gebaut. Meine Freundin hat ein Wegerecht, um über den vorderen Teil mit dem neuen Haus auf den hinteren Teil ihres eigenen Grundstücks / Hauses zu gelangen.

Sie liess ihr Haus im Inneren komplett sanieren und bat uns, nach Fertigstellung, zu einer Hauseinweihung. Märchenhaft schön mit einem Hauch von Mystik stellte ihr Haus sich mir vor; beneidet von dem gelben Haus nebenan.

Das Grundstücks betritt man durch eine eiserne Tür. Ein Weg schlängelt sich einige Meter entlang des gelben Hauses bis man zu dem Märchenhaus auf dem hinteren Teils des Grundstücks meiner Freundin gelangt. Sobald man die eiserne Tür öffnete, war man verzaubert von dem schönen Vorgarten und der ruhigen Energie des Märchenhauses, die den Blick des Betrachters auf sich zog. Trotz Bemühungen des anderen Hauses in vorderster Front zu stehen, durch seine gelbe Farbe aufzufallen, durch Überwachungskameras den Fokus auf sich zu ziehen oder sich selbst Leben durch Besitzer einzuhauchen, zog die Energie des Märchenhauses jeden Blick auf sich. Da wo der Fokus hingeht, fließt die Energie.

Das gelbe Haus war neidisch, distanziert, fokussiert und in seinem vergangenen Leben viel zu kurz gekommen. Lieblos wurde es eingerichtet und dessen Bewohner durch Zufall zugeteilt. Viel zu lange steht es nun da vorne am Eingang, sah Menschen an sich vorbei gehen, die ihm immer nur einen kurzen Blick zuwarfen. Viel zu lange spielte es die zweite Geige, im Wettkampf um Aufmerksamkeit, im Wettkampf um Nähe und Schönheit.

Aber das gelbe Haus gab nicht auf. Am Tag der Einweihung waren viele Freunde und Verwandte in das „Märchenhaus“ eingeladen. Nach und nach füllte sich der Weg auf dem fremden Grundstück des gelben Hauses mit Menschen, die freudig und voller stolz meiner Freundin entgegengingen. Das Märchenhaus öffnete alle Fenster und Türen und ließ jeden dieser wunderbaren Menschen hinein. Ruhig, beobachtend, warm und mit viel Liebe, betrachtete das Märchenhaus das Geschehen um sich herum. Es war angekommen.

Je mehr Gäste kamen, um so größer war das Bedürfnis des gelben Hauses ebenfalls aufzufallen. Neidisch und mit kalter Distanz stand es da und schaute dem Märchenaus zu, wie es all die freundlichen Menschen empfing. Noch nie waren so viele Menschen zu ihm gekommen. So motivierte das gelbe Haus seine Besitzer Gegenstände auf den eben genannten Weg zu stellen. Dadurch sollten die Menschen am Weitergehen gehindert, umkehren oder ggf. in eine „Falle tappen“ und etwas zerstören. Ja, dann hätte das gelbe Haus Aufmerksamkeit und es konnte Schadensersatz für all die zerstörten Gegenstände verlangen. Genau dann mussten sie sich mit ihm beschäftigen. Das war der Plan.

Die Besitzer des gelben Hauses hatten tolle Ideen: Plötzlich erschwerte ein Motorrad das Weiterkommen, ein Wasserschlauch lag schlangenförmig auf dem Weg. Neben ihm ein Staubsauger, mit dem die Fahrerseite des auf dem Hof stehenden Autos in diesem Augenblick ausgesaugt werden musste. Die Fahrertür versperrte den kompletten Weg. Und plötzlich, bevor die Blumen durch das viele Gießen ertrunken wären, wurde die Biotonne in den Weg gestellt, um Unkraut zu zupfen.

Die freundlichen Menschen ließen sich nicht beirren. Sie achteten die Dinge, die ihnen in den Weg gelegt wurden. Sie nahmen sie wahr und achteten darauf, dass die Gegenstände so sein durften, wie sie gerade dort im Weg standen. Die Menschen berührten die Gegenstände nicht, sondern gingen besonnen an Ihnen vorbei oder stiegen über sie hinüber. Nichts konnte die wunderbaren Menschen daran hindern, das Märchenhaus zu besuchen und den Dingen, die ihnen auf dem Weg dorthin begegneten, positiv entgegen zu treten.

Es wurde dunkel und das gelbe Haus musste einsehen, dass die Menschen nichts daran hinderte diesen fremden, durch Hindernisse begleiteten Weg zu gehen. Nichts frustrierte sie, was sie auf dem Weg zu ihrem Ziel antrafen. Alle wussten, wenn sie am Märchenhaus ankommen, werden sie durch Wärme und ein neues Zuhause empfangen.

#daywork
Je mehr Gegenstände uns in den Weg gelegt wurden, um so mehr fragte ich mich, warum diese Menschen das tun. Welche Beweggründe haben Sie, uns den Weg zu versperren und ihre Lebenszeit und Energie darauf zu verschwenden. Schauen wir uns die Gegenstände und ihre symbolische Bedeutung an, die uns den Weg versperrten:

#Weg
Der Weg bedeutet, der Ablauf des Lebens, ein Teilabschnitt, eine Situation oder eine Art Reise, die uns irgendwohin führt. Vielleicht auch nur eine kurze Strecke oder eine Überbrückung. Manchmal zeigt er auch Situationen an, die uns schon unser ganzes Leben begleiten. Egal was wir machen, wir befinden uns immer auf irgendeinen Weg und sind irgendwohin unterwegs.

#Motorrad
Das Motorrad ist ein sehr männliches Symbol. Es steht oft für eine zur Schaustellung der eigenen Person. Es symbolisiert sehr viel Macht und Stärke.

#Staubsauger
Mit einem Staubsauger reinigen wir den Fußboden, wir entfernen Staub und Krümel, die uns stören, im Weg liegen, unseren Blick für die Ordnung stören. Wir wollen durch ihn Dinge loswerden, die uns stören und die uns im Weg liegen.

#Wasserschlauch
Wasser steht immer für Emotionen, für das Dahinfließen. Ein Schlauch kanalisiert das Wasser / Emotionen, damit es / sie zu einem bestimmten Ort kommen, den wir durch gezieltes Platzieren zentrieren können. Der Schlauch zeigt auch die Flexibilität, wie gut ich mit dem Wasser treffe, was ich treffen möchte. Als Symbolik zeigt er wie flexibel ich bin und wie ich mit meinen Emotionen umgehen kann. Da das Wasser durch das Gießen die Blumen fast ertränkt, scheinen in diesem Fall die Emotionen „überzuschwappen“.

#Biotonne
Bio bedeutet das Leben, Stoffe die als Nährboden für alles Andere was wächst genutzt werden können. Eine Tonne im allgemeinen warnt immer vor etwas. Eine Tonne muss immer im Kontext mit dem Inhalt gesehen werden. In dieser Geschichte steht sie für die Warnung, dass es vergebliche Bemühungen sind, die gegenwärtige Lage zu verändern.

#Auto
Das Auto ist man immer selbst. Wenn wir versuchen etwas zu beseitigen, was uns angeblich im Weg steht, werden wir langfristig dadurch keinen Erfolg haben.

Die Emotionen, die bei den Besitzern des gelben Hauses aufkamen, sind Ergebnisse von Mustern und Programmen, die sie anscheinend schon eine ganze Zeit / Strecke ihres Lebens begleiten. Mit jedem Gegenstand der uns in den Weg gelegt wurde, den wir mit Vorsicht und Aufmerksamkeit wahrnahmen, aber vorsichtig überschritten, schwappten die Emotionen in ihnen höher. Alles was sie taten, führte nicht zu dem Ergebnis, was sie gerne gehabt hätten. Nämlich das wir uns ärgern, mit ihnen Streit anfangen, sie auf eine bestimmte Art wahrnehmen oder ggf. etwas zerstören.

Langfristige Nähe und Aufmerksamkeit bekommt man nicht dadurch, dass man negativ störend auf Situationen oder Menschen einwirkt, dass man Dinge in den Weg legt, die andere behindert (auch wenn das in vielen unseren Programmen manifestiert ist), sondern dadurch, dass man annimmt, gibt, beobachtet, hilft und manchmal auch, das man alles so lässt wie es ist.

Die Kraft und Energie, die sie in diese Situation gesteckt haben, hatte im Außen keine Wirkung und staut sich nun weiter in ihnen selbst an. Durch unser Handeln haben wir die Energie aus der Situation genommen und haben sie dafür genutzt, einen schönen Abend mit tollen Menschen in einem wunderschönen Haus zu verbringen – die Energie geht dahin, wo unsere Aufmerksamkeit ist – und jeder liebt doch Märchen, oder?