In Albtraum weise ich darauf hin, dass der Traum, und letzendlich das Selbst, die „Absicht“ hat, dem Bewusstsein etwas mitzuteilen. Dadurch bietet unser Unbewusstes uns Entwicklungspotenzial an. „Absicht“ bedeutet dabei immer Sinnorientiertheit: dem eigenen Lebenssinn entsprechend. Der Traum hat nicht den Wunsch, dass Sie seine Symbole nur wahrnehmen, sondern er beharrt sinnorientiert darauf, dass Sie entsprechend der Absicht ins Handeln kommen.
Albträume wiederholen sich, wenn die Inhalte nicht bearbeitet und gelöst werden. Albträume können mit dem selben Problem, aber mit einer anderen Geschichte, auftreten. Verfolgungsträume enden häufig durch das plötzliche Aufwachen des Träumers, sowie auch Träume, in denen der Träumer auf der Stelle läuft und nicht vorwärts kommt, als auch Beklemmungsträume, wie beispielsweise das Steckenbleiben in einem Fahrstuhl oder das Gefangen sein in einem Sarg. Diese Geschichten haben oft ein offenes Ende – es wird im Traum keine Lösung gefunden.
Nach dem Aufwachen wollen wir den Traum oft vergessen, nicht mehr darüber nachdenken und auch nicht mehr fühlen, was wir im Traum gefühlt haben. Durch das plötzliche Aufwachen verhindert der Träumer die Konfrontation mit den psychischen Inhalten und auch, das Lösen des darin enthaltenen Problems. Das Aufwachen ist auch ein Widerstand des Träumers, sich mit den psychischen Inhalten auseinanderzusetzen.
Jeder Traum ist wichtig und hilft dem Träumer bei seiner persönlichen Entwicklung des Selbst. Will sich der Träumer nicht mit der Grundaussage des Albtraumes auseinandersetzen, so gibt es die Möglichkeit, die Geschichte des Albtraumes zu Ende zu erzählen. Die Idee dahinter ist, eine andere Sichtweise auf den Traum zu bekommen, sich ein anderes Verhalten anzueignen oder auch seine möglichen Ressourcen kennen zu lernen. Denn die sind aus dem zu entnehmen, wie wir den Traum zu Ende erzählen.
Während des Schreibens kann sich dabei ein Gefühl von Erleichterung einstellen. Es können Erkenntnisse, Assoziationen zu Situationen aus dem Wachleben oder anderen Träumen entstehen, die ein tieferes Verständnis für sich Selbst ermöglichen. Nur durch das Aufschreiben einer anderen Handlung, die ein mögliches anderes Ende des Traumes formen, können sich Glaubenssätze oder Selbstkonstrukte auflösen oder zumindest eine andere Sichtweise auf sich selbst entstehen lassen. Ich möchte Ihnen das an einem Traum verdeutlichen.
#traum
Ich saß in einem Flugzeug, welches durch die weißen Wolken am Himmel flog und konzentrierte mich auf das Summen des Motors. Ich hatte Angst, panische Angst, dass wir abstürzen und krallte mich mit meinen Händen in den Armlehnen des Sitzes fest. Ich war nicht angeschnallt, obwohl die roten Lampen an der Decke darauf hinwiesen. Plötzlich fiel der Motor aus. Es war still, alles war still. Ich fing an zu schreien und das Flugzeug stürzte ab. Es war so heftig, dass es mich aus dem Sitz hochriss und ich nur noch Halt durch das Festhalten an den Armlehnen fand. Ich schrie und schrie als das Flugzeug durch die Luft wirbelte und wir mit einer rasenden Geschwindigkeit auf die Erde zuflogen. Keinen Halt, keinen Ausweg.
Schweißgebadet wachte ich sitzend in meinem Bett auf. Ich hatte wieder einen Albtraum.
Der Traum selbst bedeutet, das der Träumer keinen Halt im Leben findet, wahrscheinlich keine Unterstützung, keinen sicheren Hafen, keine Struktur, die ihm ein „sicheres“ Leben ermöglicht. Es scheint, als ob die in der Kindheit vorhanden familiäre Struktur, eine liebevolle Fürsorge und ein Auffangen in schwierigen Situationen, nicht vorhanden waren und ihn im jetzigen Leben immer noch stark beeinflussen.
Hat der Träumer Angst, sich mit diesen psychischen Aspekten auseinander zu setzen, kann er die Geschichte nach dem Motto „alles ist möglich“ zu Ende schreiben. Beispielsweise wären folgende Ausgänge der Geschichte möglich:
- plötzlich geht der Motor wieder an, das Flugzeug gewinnt an Höhe und ich komme heile zuhause an.
- das Flugzeug stürzt zwar ab, aber landet unbeschädigt auf dem Meer, wo uns Rettungsbote einsammeln und sicher nach Hause bringen.
- wir haben plötzlich alle Fallschirme um und springen nach und nach aus dem Flugzeug. Wir landen sicher auf dem Boden.
- das Flugzeug verwandelt sich während des Fallens in ein Rettungsboot und wir landen sicher auf dem Meer.
- ich sitze in einem Flugzeug, aber in einer Achterbahn und wir fahren gerade bergab.
Dabei sagen die Ausgänge der Geschichten, ebenso wie der Traum selbst, sehr viel über die eigenen möglichen Ressourcen und Handlungsalternativen im Leben aus: beispielsweise glaubt der Träumer an Wunder oder weiß, dass es immer ein Lösung gibt, dass das Leben eine Achterbahnfahrt ist und er immer wieder heile unten ankommt.
Während des Schreibens, greift der Träumer auf die eigenen inneren Ressourcen zurück. Oft sind es auch die Ressourcen, die er als Kind unbewusst oder bewusst oft genutzt hat. Auf diese Ressourcen greift der Träumer auch jetzt, in der aktuellen Lebenssituation, im Schreiben selbst, immer wieder zurück. Durch das Aufschreiben nutzt er diese, um ein gutes Ende des Traumes zu bewirken. Diese Ressourcen sind in ihm und werden vom Unbewussten zum Bewussten geführt
Ressourcen können beispielsweise sein, das der Träumer ein guter Lösungsfinder ist, dass er emotional schwierige Situationen aushalten kann, dass er ein guter Einzelkämpfer ist und an seine inneren Kräfte glaubt. Ressourcen sind das, was uns Kraft gibt, Situationen zu meistern. Bewusste oder unbewusste Ressourcen sind die Werkzeuge in unserem Werkzeugkoffer, die immer da sind und auf die wir uns im Leben verlassen können.
Schreiben Sie Ihren Traum zu Ende und entdecken Sie ein Stück von Ihrem Selbst. Machen Sie sich Ihre Ressourcen nach dem Aufschreiben bewusst, finden Sie wieder ein Stück mehr zu sich selbst und Ihre Träume sowie Ihre Persönlichkeit werden sich zum Positiven verändern.